„Glückselig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet!“– praktische Bibelkunde anhand des Jakobusbriefs
Ein Gastvortrag von Christoph Rüttgers, Pastor der Freien Baptistengemeinde Ingolstadt e. V.
Wie steht es um unseren Glauben? Warum sollen wir Anfechtungen als Freude betrachten? Warum werden wir unter der Vorherrschaft der Gnade überhaupt dazu aufgerufen, unseren Glauben auch auf seine praktische Glaubwürdigkeit nach Außen hin zu überprüfen?
Dies sind zentrale Fragestellungen des Jakobusbriefs, die das christliche Glaubensleben prägen. Die Freie Bibelgemeinde Wien-Donaustadt setzte sich unter diesem thematischen Schwerpunkt zum Ziel, ermutigende Antworten im Rahmen eines ganztägigen Bibelseminars herauszuarbeiten. Zu diesem Anlass durften wir am 30.09.2023 Pastor Christoph Rüttgers als Gastvortragenden in unserer Gemeinde in Wien empfangen.
Inhaltlich wurde das Seminar in drei Abschnitte gegliedert. Der erste Abschnitt konzentrierte sich auf den Verfasser sowie die Adressaten des Jakobusbriefs. Dabei wurden wichtige kontextuelle Aspekte durchleuchtet, die sich für das ganzheitliche Textverständnis (Lesen, Auslegung, Anwendung) als essentiell erweisen. Der zweite Abschnitt widmete sich der Frage, wie uns Gottes Wort als aktive und lebendige Kraft am Beispiel des Jakobusbriefs in unserer konkreten Lebensgestaltung unterweisen kann und soll. Jakobus zeigt uns dabei unter Bezugnahme auf äußere und innere Schwierigkeiten eindrücklich eine Reihe von Kennzeichen auf, anhand derer wir unseren Glauben einer „Reifeprüfung“ unterziehen können. Im dritten Abschnitt erfolgte in einer Gruppenarbeit die praktische Aufarbeitung dieser Prüfkriterien. Dabei wurden vielschichtige Problemstellungen des täglichen Lebens aufgegriffen und unter dem Anspruch der Gottgefälligkeit einer praktischen Lösung zugeführt
Folgende Kerngedanken und Handlungsimperative konnten wir für unser geistliches Wachstum resümierend ableiten:
Die Bewährung in Prüfungen/Anfechtungen macht uns vollkommen, daher nehmen wir sie mit Blick auf unsere Zielsetzung zur Christusähnlichkeit mit Freude an (Jak 1, 2-4)
Standhaftes Ausharren wirkt Vollkommenheit, daher setzen wir unser Vertrauen in Gott und resignieren nicht (Jak 1,3)
Die vollkommene Gnade Gottes erfahren wir in Unterweisung, daher bitten wir Gott um Weisheit (Jak 1,17)
Das vollkommene Wort Gottes weist zur Vollkommenheit, daher befassen wir uns mit der Bibel und üben uns in Gehorsam (Jak 1,25)
Werke sind kein Selbstzweck, sondern die Bestätigung reifen Glaubens, daher trachten wir danach, Gott durch Glauben in unseren Handlungen zu verherrlichen (Jak 2,22)
Unsere Worte wählen wir mit Bedacht, daher messen wir unsere geistliche Reife am Vokabular unserer Unterredungen (Jak 3,2)
Wir pflegen einen Lebensstil der De- und Sanftmut, daher messen wir unsere geistliche Entwicklung an unseren Charakterzügen (Jak 3,17)
Ein Aufruf an uns Christen:
Wenn unser Herz nicht vollkommen Gott anhängt, so sind wir geteilten Herzens und (bildhaft) in der Position von Ehebrechern. Unser Ja sei ein (vollkommenes) Ja, unser Nein ein (vollkommenes) Nein. Unvollkommenheit wirkt Unbeständigkeit im Leben und innere Kämpfe arten zu äußeren Kämpfen aus. Der Jakobusbrief ermahnt uns zur Buße im Glauben und Umkehr in Werken. Bekennen wir Gott unsere Schuld, reden wir mit ihm! Der Vater der Lichter ist groß an Güte und langsam zum Zorn. Bei ihm gibt es keine Veränderung. Lasset uns (gerade) in der Versuchung ausharren!